Uhu, uhu
Ein Uhu saß im dichten Tann,
er rief: „Uhu" und dacht' sich dann:
„Uhu, Uhu -- das soll es sein?
Fällt mir da nicht 'was bess'res ein?"
„Ein zartes Piep, oder Miau,
ein weiches Mäh, ein rundes Wau,
ein künstlerisches Tirili,
warum nicht auch Kikeriki?"
„Uhu, Uhu -- das macht nichts her,
ich spüre doch, da ist noch mehr.
Uhu, Uhu und immerzu?
Viel besser fänd' ich da noch Muh."
So flog der Vogel in sein Haus.
Hier schlief er sich erst einmal aus
und setzte sich am nächsten Tag
auf einen Ast und machte: „Quaaaaaaaaak."
Erst war'n die ander'n Tiere platt.
Dann lachten sie sich alle schlapp.
Doch fanden sie den Einfall toll
und stimmten ein, in Dur und Moll.
Na, das war eine Quakerei,
die Tiere hatten Spaß dabei,
nun quakte es von nah und fern,
denn quaken war jetzt hochmodern.
Einzig die Frösche lagen stumm
und aus Protest am Teich herum.
Sie sahen, das war allen klar,
ihr Markenzeichen in Gefahr.
Und auch der Storch war aufgebracht.
Er sagte: „Wenn das jeder macht,
dann fühle ich mich schon gestört.
Der echte Frosch bleibt ungehört!"
Der Uhu indes fragte sich:
„Dies quaken, bin das wirklich ich?"
Und rief sodann: „Hört, das ist neu!
Ich bleibe mir doch lieber treu."
„Denn quaken an sich ist doch schon,
ein ganz klein wenig monoton.
Mein Schnabel bleibt von nun an zu,
es sei denn ich ruf mein: Uhuuuuuuuuuu".
Die ander'n Tiere sagten: „Gut!
Uhu, das liegt uns auch im Blut.
Rufst du Uhu, rufen wir's auch.
So machen wir's, das ist nun Brauch."
Seit jener Zeit, so steht es hier,
kam unser Uhu, glaubt es mir,
erst aus dem Bett, wenn alles schlief
und so wurd' er auch nachtaktiv.
© Thomas Koppe, 2012